Sie haben vor sich ein gebrauchtes Motocross Rad zu kaufen? Oder haben eins in Sicht, welches Sie vorher gerne mal genauer unter die Lupe nehmen würden? Dann drucken Sie sich am besten diese Checkliste aus und nehmen Sie sie zum Besichtigungstermin mit. Vielleicht ersparen Ihnen die folgenden Punkte viel Zeit und Geld und bewahrt Sie eventuell sogar davor die berühmte Katze im Sack zu kaufen.
Am besten kann man ein Motocross Rad prüfen, indem man es auf ein Podest (Hubständer/ Hebebühne) stellt. Dieser wird unter den Motor platziert und teilweise hydraulisch hoch geschraubt/ -gehoben, bis beide Räder in der Luft sind. In folgender Checkliste gehen wir davon aus, dass dies der Fall ist.
- Lassen Sie sich vor einer Besichtigung (wenn möglich) die Rahmennummer geben.
Durch die Rahmennummer kann man beim Hersteller das Baujahr erfragen. Somit kann vorab geprüft werden, ob beim Angebot das richtige Baujahr angegeben wurde. Vergleichen Sie die Rahmennummer/ Fahrgestellnummer am Motorrad selbst. (Meistens ist diese unter dem Lenkrad, am Steuerkopf zu finden). Selbstverständlich kann diese auf Grund von Abrieb und Verschleiß etwas schwieriger zu lesen sein. Wenn aber deutlich erkennbar ist das die Nummer mutwillig beschädigt wurde, sollte man vorsichtig mit dem Kauf sein da es sich eventuell um ein geklautes Motocross Rad handelt. Sprechen Sie am besten mit dem Verkäufer über die Historie des Motorrads und wie es zu einer Beschädigung kam. - Schauen Sie sich vor einer Besichtigung (wenn möglich) alle Preise der Ersatzteile im Internet an die nötig sind, um das Motocross Rad vollständig zu reparieren.
Meist werden alle Mängel vom Verkäufer in der Beschreibung aufgelistet. Um bei der Besichtigung einen fairen Preis für beide Seiten auszuhandeln, empfiehlt es sich im Vorfeld einen Überblick zu haben wie hoch der Neupreis vom Motorrad ist und wie hoch die Kosten einer vollständigen Reparatur sind. Schauen Sie sich auch Angebote außerhalb Ihrer Region an um ein besseres Gefühl für einen fairen Preis zu bekommen. - Verschaffen Sie sich einen kompletten Überblick über das Motorrad.
Lassen Sie für einen Augenblick den Gesamteindruck auf sich wirken. - Schauen Sie nach, ob alle Teile verbaut sind.
Es kann durchaus vorkommen, dass Kleinteile, wie z.B. Schutzkappen für die Bremshebel fehlen und man sich im Nachhinein ärgert, weil Dreck die Bremsfunktion beeinträchtigt. Aber auch Schrauben können irgendwo fehlen, oder das Plastik ist auf Grund von Stürzen verzogen. Doch Vorsicht! Ein neues Gehäuse-Kit sagt nämlich nichts über den technischen Zustand des Motorrads aus. Also lassen Sie sich bitte nicht vom Äußeren täuschen. Manchmal sieht altes Plastik auf einem Motocross Rad nicht besonders schön aus, das Motorrad selbst hingegen kann durchaus technisch besser in Schuss sein als ein optisch sehr gut aufbereitetes. - Fragen Sie den Verkäufer nach dem Handbuch.
Ein Handbuch hilft auf alle Fälle weiter. Gerade dann, wenn Sie Einsteiger sind oder auf das nächste Modell wechseln, erhalten Sie aus dem Handbuch wertvolle Tipps was an dem Motorrad zu beachten ist. Wie z.B. Drehmomente, Öl Mischungsverhältnis, etc. Sollte das Handbuch nicht mehr vorliegen, können Sie es eventuell im Internet auf der Herstellerseite finden. - Fragen Sie den Verkäufer, ob von der vorherigen Saison Ersatzteile übrig geblieben sind.
Einige dieser gesammelten Teile und Schrauben könnten noch in einem guten Zustand- und zu gebrauchen sein. - Prüfen Sie in welchem Zustand die Reifen und Bremsscheiben sind.
– Achten Sie, wie auch beim Hinterrad, erstmal auf das Profil und ob Risse im Profil zu sehen ist. Prüfen Sie ob die richtige Reifengröße verbaut ist. In der Regel kann man sagen, dass bei allen 21 Zoll Rädern seitlich am Rad (nicht auf der Felge) 80/90 – 21 bzw. 90/90 – 21 stehen sollte.
– Schauen Sie sich auch die Felge genauer an und fahren Sie mal mit den Fingern drüber, da sich bei zu harten Fahrten Wölbungen auf der Felge abzeichnen können. Leichte Kratzer sind bei gebrauchten Motocross Rädern üblich. Ein immenser Schlag hingegen deutet auf unsachgemäße Benutzung hin oder auf einen Unfall. Weiterhin ist bei den Felgen zu beachten, besonders bei älteren Motocross Rädern die lange gefahren worden sind, ob ein zweiter Felgensatz verbaut wurde.
– Eine Schwachstelle der Speichen sind die Eingänge zur Felge. Schauen Sie an den Speichennippen nach, ob dort Risse zu erkennen sind. Auch eine gute Speichenspannung ist wichtig. Prüfen Sie daher ob alle Speichen vorhanden sind und das keine lose in ihrer Führung hängt.
– Drehen Sie wenn möglich die Räder und achten Sie darauf, ob sich die Räder leichtgängig drehen und ob die Felge relativ gerade verläuft. Auf der Felge selbst gibt es immer eine Prägung, wann die Felge gebaut wurde. Ein guter Indikator das die Felge nicht getauscht wurde ist, wenn sich das Baujahr vom Motorrad nicht zu sehr vom Baujahr der Felge unterscheidet. Dies ist jedoch keine Garantie das es sich um das Originalteil handelt.
– Wackeln Sie das Rad nach links und rechts und fühlen Sie, ob das Radlagerspiel nicht mehr als 4 bis 5 mm beträgt.
Eine optische Sichtkontrolle der Radnabe ob diese in Ordnung ist sollte ausreichen.
– Bei der Scheibenbremse empfiehlt es sich mit den Fingern über die Scheibe zu streifen, während sich das Rad dreht. Sind dort Unebenheiten zu spüren ist wohlmöglich die Verschleißgrenze erreicht. Ebenso eine Kontrolle, ob sie richtig sitzt und durch Steinschläge oder ähnliches beschädigt ist.
– Eine Sichtkontrolle der Bremsscheibe und Bremsbeläge sollte nicht ausgelassen werden. Diese sollten im Idealfall nicht zu sehr abgenutzt sein. Sind die Führungsbolzen des Bremssattels ausgeschlagen, kann dies zu Mehrkosten führen. - Prüfen Sie, ob die Gabel in Ordnung ist.
Wenn die Gabel sogenannte Ringe schlägt, bedeutet es das die Simmerringe nicht mehr dichten. Die Folge ist meist, dass das Gabel-Öl am unteren Ende der Gabel ausläuft. Wenn dies der Fall ist, bedeutet das zusätzliche Kosten für einen Gabel-Service. Der obere Teil der Gabel nennt man Standrohr und der untere Teil der Gabel Gleitrohr. Überprüfen Sie das Gleitrohr auf lange Kratzer und Unebenheiten. Ist dies der Fall deutet es meist auf einen Steinschlag hin. Auch im inneren/ unteren Teil des Standrohr kann es zu Beschädigungen kommen. Die Ursache dafür ist meist der Gabelschutz und völlig normal bei gebrauchten Motocross Rädern. Achten Sie aber bitte darauf, dass der Verschleiß nicht zu massiv ist. Ansonsten kann die Gabel an Stabilität verlieren bzw. kann es passieren, dass die Simmerringe nicht mehr richtig sitzen. Die Gabel verfügt im unteren Teil des Gleitrohres über Einstellschrauben für Zug- und Ruckstufe, an denen gerne viel gedreht wird. Dadurch kann es vorkommen, dass diese so sehr abgenutzt sind und sich kaum noch drehen lassen. Im oberen Teil des Standrohres befinden sich bei konventionellen Gabeln Entlüftungsschrauben, welche auch auf einen Verschleiß geprüft werden sollten. - Schauen Sie sich die Gabelbrücke an.
Wenn Sie Beschädigungen durch Steinschläge erkennen können, ist das ein Indiz dafür das das Motocross Rad stark im Wettbewerb genutzt wurde. Das gleiche betrifft auch den Kühler-bereich. Viele behaupten, dass ein Motocross Rad in einem schlechten Zustand sein muss wenn es viele Rennen gefahren ist. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es Besitzer gibt die ihr Hobby sehr ernst nehmen und ihr Motorrad besser pflegen und warten als manch anderer Motocross Fahrer. Wichtig ist daher bei einem Motocross Rad, welches größeren Kräften und Verschleiß ausgesetzt war, der Gesamteindruck vom Zustand des Motorrads. - Prüfen Sie das Lenkrad bzw. den Steuerkopf.
Dazu drücken Sie am besten den hinteren Teil der Sitzbank nach unten und lenken nach links und rechts. Wenn sie spüren das der Lenker hakt und/ oder schlecht in seine neutrale Position zurück zu bringen ist, deutet dies auf ein trockenes oder verrostetes Lager hin bzw. das die Schraube für die Lenkung zu stark angezogen ist. Drücken Sie auch mal den Lenker nach vorne und nach hinten, um zu prüfen das kein zu großer Spiel vorhanden ist. Schauen Sie nach ob die Griffe an den äußeren Stellen kaputt sind. Wenn dies der Fall ist, sollte der Mangel unbedingt mit dem Verkäufer besprochen werden. Eventuell ist das Motocross Rad des Öfteren gestürzt. Prüfen Sie auch den Gasgriff, ob dieser leicht in seine Ausgangsposition zurückfällt oder ob auf Grund von Verschleiß dort etwas erneuert werden muss. Schauen Sie ob die Brems- und Kupplungshebel gerade sind, funktionieren und ob der Plastikschutz in Takt ist. - Überprüfen Sie die Kühlflüssigkeit, den Deckel und die Kühler selbst.
Öffnen Sie den Deckel und prüfen Sie, ob genug Kühlflüssigkeit vorhanden ist. Sollte die Flüssigkeit oder das Innere vom Deckel Ölflecken aufweisen bzw. verfärbt sein, kann dies darauf zurück zu führen sein das der Simmerring undicht ist. Achten Sie auch darauf, dass die Dichtung vom Deckel nicht beschädigt ist und das sich der Deckel gut verschließen lässt. Schauen Sie sich die Kühler an und prüfen Sie, ob die Lamellen und ob das schützende Plastik soweit in Ordnung sind. Wenn die Lamellen verbogen sind oder Risse aufweisen, kann eine Reparatur ziemlich teuer werden. - Ist der Motor in Ordnung?
Hier handelt es sich um das Herzstück jedes Motorrads. Eine einfache Sichtprobe auf Steinschläge ist nicht ausreichend. Sie sollten auf jeden Fall sicherstellen, dass nirgendswo Öl ausläuft oder der Deckel klebrig ist. Schauen Sie sich beide Seiten vom Motor an und fragen Sie den Verkäufer wann die letzte Wartung stattgefunden hat. Gerade bei 4-Takt-Motoren, die sehr komplex im Vergleich zu 2-Taktern sind, sollte eine regelmäßige Prüfung von Ventilen und Ölwechsel stattgefunden haben. Auch die Ölablassschraube sollte in Takt sein. Ist diese abgenutzt oder überdreht, werden Sie sich beim nächsten Ölwechsel sicher ärgern die nicht vorher kontrolliert zu haben. Zu guter Letzt sollten Sie den Deckel vom Benzintank prüfen, ob auch dieser Beschädigungen aufweist, ob die Dichtung in Ordnung ist und ob sich der Deckel ordnungsgemäß schließen lässt. - Überprüfen Sie die Sitzbank.
Motocross Räder können unglaubliche Sprünge hinlegen. Der Fahrer hat in der Luft genug Zeit für ein paar Tricks. Nicht selten greift man dazu fest unter die Sitzbank. Daher sollten Sie sich diese genau anschauen und prüfen ob sie fest und unbeschädigt ist. Ideal ist es darüber hinaus auch, wenn der Schaum unterm Sitz über die ganze Fläche fest- und nirgendswo eingeknickt ist. - Schauen Sie sich die Fußrasten, den Bremshebel, den Kickstarter und den Ganghebel genau an.
Wenn die Fußrasten ausgeschlagen- bzw. die Metallzähne stark abgenutzt sind, ist dies ein Indiz für viele Betriebsstunden. Kommen noch Beschädigungen hinzu kann das darauf zurückführen, dass das Motocross Rad schonmal gestürzt ist. Aber Vorsicht! Man kann die Fußrasten natürlich austauschen und somit das Motorrad neuwertiger erscheinen lassen. Das gleiche haben wir auch beim Bremshebel. Ist dort ein großer Spiel zu spüren, ist die ein Zeichen das das Motorrad viel gefahren wurde. Beim Kickstarter sowie auch beim Ganghebel ist es nicht viel anders. Ist dieser wackelig und abgenutzt, deutet dies auf viele Betriebsstunden hin. Aber auch dieses Teil lässt sich wie so viele problemlos austauschen. - Prüfen Sie den hinteren Stoßdämpfer.
Genau wie bei der Gabel vorne, sollte die Feder vom hinteren Stoßdämpfer auf Funktion geprüft werden. Auch eine Sichtkontrolle ist empfehlenswert, um den Zustand der Feder und den Schrauben festzustellen. - Schauen Sie sich die Schwinge/ das Umschwenksystem an.
Das Hinterrad ist an einer sogenannten Schwinge montiert. Dies ist ein wichtiger Bestandteil eines Motocross Rad. Halten sie zur Prüfung mit einer Hand den Sattel fest und ziehen Sie mit der anderen Hand das Hinterrad öfters mit kurzen Bewegungen hoch. Ein kleines Spiel ist immer da, dieses sollte aber nicht über mehrere Zentimeter gehen. Zum einen kann das Lager des Umschwenksystem Spiel aufweisen oder es sind die Lager des Dämpfers. - Prüfen Sie die Kette, die Kettenrollen, die Kettenritzeln und den Schwingschleifer.
Überprüfen Sie die Kette auf Beschädigungen und das sie nicht zu viel Spiel hat bzw. nicht zu sehr schlägt. Auch die Kettenrollen sollten in einem guten Zustand sein. Drehen Sie langsam das Hinterrad und vergewissern Sie sich, dass alle Ritzel gerade sind und das kein Zahn fehlt. Unter dem oberen Teil der Kette befindet sich der Schwingschleifer. Prüfen Sie diesen über seine komplette Fläche hinweg, ob genügend Stärke vorhanden- und er nicht zu sehr durchgeschliffen ist. - Prüfen Sie, wenn die Möglichkeit bzw. die Notwendigkeit besteht, ob der Rahmen beschädigt ist.
Dazu müssen die Sitzbank und der Tank abgeschraubt werden. Zum Vorschein kommt der Metall-Rahmen. Zu empfehlen ist dieser Schritt eigentlich nur dann, wenn es sich um ein optisch stark beschädigtes Motocross-Rad handelt. Erkennt man auf dem ersten Blick, dass es sich um ein neuwertiges Motorrad handelt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch das auch der Rahmen unter der Verkleidung in Ordnung ist. - Lässt sich das Motorrad starten und ist eine Probefahrt möglich?
Nachdem Sie das Motocross-Rad in aller Ruhe unter die Lupe genommen haben, ist eine Probefahrt empfehlenswert. Dabei ist zu beachten, ob der Motor warm oder kalt beim Starten ist. (Ein warmer Motor lässt sich einfacher starten). Im Idealfall startet das Motorrad auch im kalten Zustand einfach. Nach einer Warmlaufphase und im Allgemeinen sollte der Motor einen sauberen Klang haben. Achten Sie darauf, ob das Motorrad anfängt zu ruckeln, wenn Sie den ersten Gang einlegen und die Kupplung über den Schleifpunkt bringen. Wenn dies der Fall ist, wird höchstwahrscheinlich der Kupplungskorb verschlissen sein. Probieren Sie auf einer geraden Strecke unter Last alle Gänge aus und achten Sie darauf, ob sich jeder Gang einfach und sauber schalten lässt. Fragen Sie sich selbst, wie war das Fahrverhalten? Sind starke Vibrationen aufgetreten? Gibt es klackernde oder schleifende Geräusche? Und besprechen Sie die Punkte offen und sachlich mit dem Verkäufer.
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